Im Gespräch mit Can Michael Nural

Can Michael Nural - noch im Dress der U23, hoffentlich bald und dauerhaft im KM Dress zu sehen

Can Michael Nural – noch im Dress der U23, hoffentlich bald und dauerhaft im KM Dress zu sehen

Die 1B Saison im Herbst 2013 war geprägt von einem großen Umbruch, einer weiteren Verjüngung der Mannschaft unter einem neuen Trainer, der aufgrund verschiedener Umstände eine schwierige Sommervorbereitung hatte.
Grund genug mit Can Michael Nural – einem der letzten Mitglieder des erfolgreichen 1B Teams vergangener Saisonen – zu sprechen.

Anmerkung: das Interview wurde bereits am 16.12.2013 geführt, tja, und dann ist die Website in den Orkus gegangen und bis vor kurzem dort geblieben. Jetzt aber darf das Interview endlich das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

FHT: Fangen wir gleich mal mit der Frage nach der Gesundheit an – wie geht es Dir? (Anmerkung: Can Michael Nural verletzte sich recht früh in der Saison)

Can Michael Nural (CMN): Es wird schon, aber ich spüre es noch immer. Mir ist leider früh in der Saison jemand von hinten reingerutscht. Durch die Überdehnung ist der Knöchel stark angeschwollen. (Anmerkung: mittlerweise ist Can wieder fit, im Kader der Ersten und hat in den Testspielen bereits zwei Mal gescort)

FHT: Es ist Dir hoch anzurechnen, dass Du aber dennoch keine Pause genommen hast.

CMN: Ich hab danach eine Woche nicht trainiert, das nächste Match aber gleich wieder gespielt. Es war schon sehr schmerzhaft. Bei jeder Ballberührung mit dem verletzten Fuß war es so, als würde jemand mit einem Messer reinstechen. Ich hab dann im wesentlichen nur mehr mit links gespielt. Danach wurde es ein wenig besser, aber gegen Rapid Oberlaa ist fast das gleiche wieder passiert. Da wollte ich eigentlich raus, bis zur Pause hab ich aber dann doch noch durchgehalten. Leider war ich dann halt den Rest des Herbstes immer gehandicapt, konnte fast nur mit links spielen. Eine Pause war bei unserer personellen Situation aber leider auch nicht drin.

FHT: Angesichts dieser Voraussetzungen waren Deine Leistungen absolut bewundernswert. Es ist schon sehr bedauernswert, denn wer Deine Leistungen unter Bestbedingungen kennt, weiß, dass Du wesentlich mehr zeigen kannst.

CMN: Es war zum Teil echt so, dass mein verletztes Bein einen zweiten Knöchel nach dem Spiel hatte. Ich hoff natürlich, dass ich im Frühjahr verletzungsfrei und topfit spielen kann.

FHT: Dennoch merkt man Dir an, dass Du eine absolute Führungsrolle in der Mannschaft hast.

CMN: Das ist auch für mich gewöhnungsbedürftig. Ich bin eigentlich nicht so der Typ, der schreit, aber jetzt bin ich nach den Spielen heiser, weil auf dem Platz dann doch kommuniziert werden muss. Gerade in einer Mannschaft, die so frisch zusammengestellt ist. Es ist aber schon was Neues, wenn man laufen, einteilen, schreien muss. Aber ja, da hat sich meine Rolle in der Mannschaft gegenüber den Vorjahren verändert.

FHT: Mit Novak Vucic habt ihr ja seit dieser Saison einen neuen Trainer. Aus meinen bisherigen Gesprächen mit ihm hab ich einen sehr sympathischen, interessanten und fachlich versierten Trainer kennengelernt. Wie siehst Du da die Unterschiede zwischen ihm und Norbert Schlösinger? (Anm.: Norbert Schlösinger betreute die 1B in den beiden Saisonen davor)

CMN: Er ist ein guter Trainer, aber ich würde mir ehrlich gesagt wünschen, dass er ein wenig härter zur Mannschaft wird. Wir müssen als Team mehr zusammenarbeiten, weniger schimpfen, weniger diskutieren – auch im Training. Da kann der Trainer ruhig mal eingreifen und die Mannschaft auch Laufen schicken, wenn sich eine Situation nicht schnell beruhigt.
Es müssen alle lernen, dass es ums Team geht – dem müssen sich alle unterordnen, immer aber muss der gegenseitige Respekt gewahrt bleiben.

FHT: Ein Problem war auch, dass manchmal der Eindruck rüberkam, dass gerade in der Schlussphase von Spielen die Luft ein wenig draußen war. War das auch die Folge einer schwierigen Sommervorbereitung (Anm.: der Kader stand leider erst sehr spät). Täuscht dieser Eindruck?

CMN: Also körperlich können wir sicherlich noch zulegen. Man merkt, dass wenn man läuferisch ein wenig nachlässt, wird’s schwierig. Aber daran können wir hoffentlich in der Winterpause ordentlich arbeiten und das verbessern.

FHT: Ohne hier auf jemanden einprügeln zu wollen, der Unterschied vom Nachwuchs- zum Erwachsenenfußball ist auch taktisch ein recht großer. In manchen Situationen merkt man diese Unerfahrenheit, gerade, wenn die Viererkette ausbaden muss, dass nicht gemeinsam nach hinten gearbeitet wird. War Deine Rolle als Bindeglied zwischen Viererkette und Mittelfeld im 4-1-4-1 eine Reaktion darauf?

CMN: Ja, da wollten wir defensiv stabiler stehen. Letzten Endes ist es aber wichtig, dass jeder im Team konsequent seine Rolle erfüllt, seinen Part einnimmt. Und bei Standards müssen wir uns einfach deutlich verbessern. Da sind wir noch zu anfällig.
Manchmal hatten wir dazu dann auch noch Pech, sehr viel mehr Stangentreffer hat wohl kein Team heuer in der Oberliga.

FHT: Auffällig ist auch die Körpersprache von manchen – man hat den Eindruck, dass zu schnell g’mosert wird, dass die Resignation schnell Einzug hält.

CMN: Da müssen wir sicherlich auch noch reifen. Auch wenn Fehler passieren, Chancen vergeben werden, das Spiel geht weiter – und dann müssen wir halt daraus lernen und uns nicht selbst bemitleiden. Dazu gehört aber auch, dass wir alle, wirklich alle, eine Top-Einstellung zeigen und uns sowohl im Training als auch im Spiel 100% konzentrieren und gut auf die Matches vorbereiten.

FHT: Es gibt also doch einige Hebel, an denen man ansetzen kann, um den Herbst auszumerzen und hoffentlich im Frühjahr mehr zeigen zu können.
Aus Deiner Spielervita gibt’s ja einige mythenumrankte Anekdoten – beispielsweise ist mir zu Ohren gekommen, dass Du mal mit einem gebrochenen Fuß gespielt hast?

CMN: Ja, ich hab mal mit einer gebrochenen Kniescheibe gespielt.

FHT (schwankend zwischen ungläubig und entsetzt): Mit einer gebrochenen Kniescheibe? Wann war denn das?

CMN: Das war wohl so vor drei, vier Jahren. Wir haben gegen Simmering gespielt, ich bin mit aufgerückt, hab den Ball rausgespielt, die Flanke dann wieder bekommen und bin dann mit dem Goalie zusammengeprallt. Es hat unheimlich wehgetan. Ich hab die Hälfte fertiggespielt, hab’s dann nach der Pause nochmal probiert, aber irgendwann ist’s dann einfach nicht mehr gegangen.

FHT: Das heißt, Du hast 30 Minuten so gespielt?

CMN: Wahrscheinlich eher mehr. Danach bin ich aber ins Spital gefahren – sogar ich als medizinischer Laie hab dann am Röntgen Bild gleich erkannt, dass mit meiner Kniescheibe was nicht in Ordnung ist. Ich hatte aber wenigstens das Glück, dass scheinbar eine Sehne meine Kniescheiben stabilisiert hat.

FHT: Das nenn ich mal Einsatzwillen. Respekt. Was sind denn jetzt Deine Ziele fürs Frühjahr?

CMN: Mein Ziel ist es, im ersten Schritt mit der Kampfmannschaft mit zu trainieren und auch Einsatzminuten zu sammeln. Ich kann mir aber – ehrlich gesagt – auch vorstellen im nächsten Jahr zu wechseln, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Außerhalb von Wien gibt es – so ehrlich muss man sein – recht lukrative Möglichkeiten, andererseits ist es durch die längeren Fahrzeiten auch nicht so leicht mit meinem Studium zu vereinbaren. Am meisten würde es mich aber freuen, es hier in die Kampfmannschaft zu schaffen. (Anm.: Can Michael Nural ist ein 93er Jahrgang und spielt beim Sportklub seit er 6 (!) Jahre alt ist)

FHT: Das wäre auch für mich eine große Freude. Darf ich fragen, was Du studierst?

CMN: Ich studiere Jus, wenn alles läuft, wie ich es plane, dann werde ich im Oktober 2014 fertig und mach dann meinen Zivildienst. (Anm. Studium unter Mindeststudiendauer!) Danach würde mich der Bereich Finance sehr interessieren, in dem Bereich hab ich ja auch schon Praktika in drei der größten Anwaltskanzleien Österreichs absolviert.

FHT: Was waren eigentlich Deine schönsten fußballerischen Erlebnisse?

CMN: Einerseits das Cordial Cup Finale im Nachwuchs, da hatten wir eine echt tolle Mannschaft. Aber mir hat auch sehr taugt, als wir mal im Stadion vor der Kampfmannschaft gespielt haben, das wird wohl so U12 oder so gewesen sein. Wir haben noch übers Halbfeld gespielt und waren zur Halbzeit 0:3 hinten. Dann sind aber in Hinblick aufs Hauptspiel immer mehr Fans auf die Friedhofstribüne gekommen, haben uns angefeuert, mit den Schlüsseln geklimpert und gesungen. Am Ende haben wir das Spiel noch auf 4:3 umgedreht, das war auch ein schönes Erlebnis damals.
Und natürlich war auch das Toto Cup Finale mit der 1B im Happel Stadion etwas, das ich nicht vergessen werde. Die vielen Fans, ich hab noch das Tor gemacht, leider hat’s nicht zum Sieg gereicht, aber das vergisst man trotzdem nicht und erinnert sicher immer daran.

FHT: Und – ich hab mich ja ein wenig informiert – neben Fußball und Studium gibt’s noch weiteren Zeitvertreib. Du scheinst auch kein schlechter Tänzer zu sein.

CMN: Ja, ich hab beispielsweise im letzten Jahr elf Bälle eröffnet. Das erfordert auch Disziplin in der Vorbereitung, weil ja auch Proben notwendig sind. Aber das mach ich schon auch gern, der eine oder andere Ball wird sich wohl auch heuer wieder ausgehen.

FHT: Ich sag danke für dieses Gespräch und wünsche Dir sportlich, gesundheitlich, universitär und privat alles Gute fürs neue Jahr. Es wäre mir eine große Freude, Dich in absehbarer Zeit in der Kampfmannschaft zu sehen. All the best!

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