„MAN FÄHRT WIEDER BAHN“….

Der Verfasser dieser Zeilen muß ja, ob er will oder nicht, zugeben, daß ihm eine gewisse Affinität zur Eisenbahn bereits seit Kindheitstagen verfolgt. Familiär bedingt ergab es sich, daß ich im noch einstelligen Alter die Betriebsgarage der Wiener Lokalbahnen in der Wolfganggasse besuchen durfte. Die Aufmerksamkeit fiel sofort auf eine dort befindliche „Kölner Garnitur“.

Unter Annahme der Tatsache, daß die Wortspende „Nur nix angreifen“ mit Sicherheit nicht meiner Person gegolten haben kann, schlich ich mich in einem unbeobachteten Moment in den besagten Zug, und machte sehr zum Missfallen des dort anwesenden Personals die Erfahrung, daß die Schienenbremse auch im „Offline Modus“ hervorragend funktionierte. Die „Kieselsteine“ rollten nur so dahin. Der erste „kindliche Versuch“ den Zug in Betrieb setzen zu wollen, scheiterte kläglich.

Es folgen Jahre der Beschäftigung mit dem Streckennetz der ÖBB, mit Fahrplänen, Teilnahme an diversen Sonderzugfahrten (wie z.B. der Oldtimertramway in Wien, Nostalgiefahrten vom alten Bahnhof Jedlesee zur Waldmühle über Perchtoldsdorf usw.) bis hin zum Tramway Tag in Erdberg, bei welchem ich gegen Voranmeldung hochoffiziell eine U-Bahn Garnitur (Silberpfeil) pilotieren durfte und auf dem dortigen Betriebsgelände einige Runden drehte.

Kommen wir aber wieder zurück in die Gegenwart. Vor einigen Monaten kristallisierte sich heraus, daß der SV Oberwart in die Regionalliga Ost aufsteigen würde. Die Tatsache, daß die Zugstrecke zwischen Friedberg und Oberwart per Juli 2011 eingestellt wurde hatte ich noch in Erinnerung. Schließlich reizte mich der Gedanke, eine Sonderzugfahrt zum Auswärtsmatch in`s Auge zu fassen. Auf der einen Seite wollte ich „den Leuten“ etwas Besonderes, etwas nicht Alltägliches inklusive eines potentiellen Mehrwertes bieten. Das ist aber nicht der einzige Grund, eigentlich würden mir doch eine Argumente einfallen, welche ich in den kommenden Sätzen gerne anführen möchte.

Es ist doch auffallend, daß in den vergangenen Jahren der Bahnpersonenverkehr auf zahlreichen Nebenstrecken eingestellt wurde. Im konkreten Fall, der Stadt Oberwart, sei vorab angeführt, daß dort über 7.000 Einwohner (Stand Jänner 2012) wohnhaft sind. Im Bezirk Oberwart sind es über 53.000 (Stand ebenfalls Jänner 2012) Einwohner. Aufgrund dieser Stellen fällt es schwer zu glauben, daß ein Bahnbetrieb in dieser Region nicht benötigt werden würde.

Meistens wird mit mangelnder Rentabilität und Auslastung argumentiert. Ebenso wird in der Regel fast immer in`s Treffen geführt, dass die Bevölkerung in keinster Weise in der Mobilität und Infrastruktur eingeschränkt werde, da ohnehin der öffentliche Nahverkehr von Autobussen übernommen werde. In Wahrheit hält diese Argumentation jedoch nicht stand. Die Kurse von Autobussen werden äußerst rasch zusammengestrichen und wegrationalisiert. Dies passiert oftmals still, leise und klammheimlich, der Aufschrei ist im Vergleich zu Bahnstillegungen meistens wesentlich geringer. Auch Oberwart (als ein Ort von in Wahrheit vielen) ist davon betroffen. In diesem Zusammenhang spricht der HIER verlinkte Zeitungsbericht wohl Bände.

Eigentlich müssen derartige Tendenzen als Teufelsspirale bezeichnet werden, da ganze Landstriche Ihrer Mobilität und Infrastruktur beraubt werden. Insofern ist die sogenannte Abwanderung aus vielen Regionen (Bahn weg, Bus weg, Post weg, Schule weg, Wirtshaus weg) mit einer damit in Zusammenhang stehender Bevölkerungsdichtereduktion nicht weiter verwunderlich, da hausgemacht. Diese Tendenzen werden sich längerfristig betrachtet, wohl auch auf die Wirtschaft ausüben was unausweichlich zum Verlust von Arbeitsplätzen sowie zur Reduktion der Kaufkraft führt. Daraus resultiert die Verminderung der Steuereinnahmen für die Gemeinden.

Doch kehren wir an dieser Stelle nochmals zu unserem Sonderzug zurück. Dieser führt von Hernals ausgehend, über die Verbindungsbahn zur Südbahn (Meidling) – von dort weiter bis Wiener Neustadt und über die Wechselbahn nach Friedberg – und von dort bis weiter bis Oberwart. Wie eingangs erwähnt, wurde der Personenverkehr zwischen Friedberg und Oberwart per Juli 2011 eingestellt. Seitdem wird diese Strecke für den Güterverkehr genutzt. Noch! Denn diesem droht ebenso das aus – siehe Zeitungsbericht

Es ist schon interessant, daß immer wieder mit dem Kostenfaktor argumentiert wird, wenn es um die Zerstörung von Bahnstrecken geht. Denn auch für den Güterverkehr wäre eine solche Maßnahme äußerst kurzsichtig und daher die falsche. Es ist jedoch schon sehr zweifelhaft, ob hierbei auch nur annähernd richtig gerechnet wird. Dass eine solche Maßnahme die örtlichen Industriebetriebe sowie die sonstige Wirtschaft in keine vorteilhafte Situation bringt, steht wohl außer Frage (Erklärung siehe ein Stück weiter oben). Dass dieser Kahlschlag aus umwelttechnischen Gründen äußerst fragwürdig ist, ist wohl ebenso kein großen Geheimnis. Ein Güterzug kann, im Vergleich zu LKW`s diverser Speditionen, wesentlich mehr Gewicht und Masse transportieren. Es müssten sich sehr viele LKWs in Bewegung setzen, um die gleiche Menge an Fracht, wie ein Güterzug transportieren zu können.

Somit sind wir beim Thema Umwelt angelangt. Im Jahr 2005 ist in Österreich das Kyoto Protokoll in Kraft getreten. Darin hat sich Österreich verpflichtet, seine Emissionswerte von schädlichen Treibhausgasen um 13 Prozent zu reduzieren. Da diese Reduktion nicht erreicht wurde, wurden sogenannte Emissionsreduktionseinheiten aus dem Ausland erworben. Gemäß Homepage des Lebensministeriums wurden bis dato insgesamt 49,3 Millionen Tonnen dieser Reduktionseinheiten mit einem Durchschnittspreis von € 8,90 je Tonne gekauft. Gesamt ist somit von einem Betrag in der Höhe von 438,77 Millionen Euro (durchschnittlich) die Rede.
Dies alles sprich eine klare und deutliche Sprache: Es gibt keine Alternative, daher: PRO BAHN!!! Sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr.

Jetzt, zum Abschluß möchte ich noch einmal auf unsere Zugfahrt zum Auswärtsspiel in Oberwart zurückkommen. Den Oberwartern wünsche ich die Bahn zurück und dem Sportklub 3 Punkte.

Markus Kubanek

[EDIT]: aktuell (Stand 29.8.) sind mehr als 280 Plätze für die Auswärtsfahrt nach Oberwart vergeben – Interessent_innen werden gebeten, sich möglichst frühzeitig für die Fanfahrt anzumelden. Aufgrund des aktuellen Standes ist zu erwarten, dass bis zum Spiel ein „Ausverkauft“ Schildchen vom Kubanek’schen Kassenhäuschen baumeln wird. [EDIT Ende]

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, FHT on Tour abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.