Regenbogenparade 2016

Unweigerlich musste der Verfasser dieser Zeilen an die Raumschiff Enterprise Folgen zurückdenken, denn in dieser Serie wurde das Transportsystem des „beamens“ durch kreative Drehbuchautoren erstmals einer breiteren Interessensgruppe vorgestellt. Zumindest würde diese Variante die Anreise zu zeitgleichen Veranstaltungen erleichtern, wie beispielsweise am vergangenen Samstag, den 18.06.2016.

Einerseits traten die WSK Frauen in Eggendorf zum entscheidenden Relegationsspiel an, anderseits fand am Ring die Regenbogenparade statt. Also mußte eine Entscheidung her, welche zugunsten der Regenbogenparade ausgehen sollte. Und mal ehrlich, eigentlich ist es ja ganz gut so, das sich die herkömmlichen Transportsysteme nach wie vor auf Bus und Bahn beschränken und die oben beschriebene Technologie dem Reich der Fantasie angehört – schließlich würde sonst jeglicher Anreiz einer Auswärtsfahrt oder aber einer sonstigen Reise verloren gehen.

Daher kommen an dieser Stelle einige Ausführungen und Eindrücke von der heurigen Regenbogenparade, zu welcher schließlich einige engagierte regelmäßige Besucherinnen und Besucher des Sportclubplatzes in Namen der Initiative Fußballfans gegen Homophobie eingeladen hatten.

Um 14.00 Uhr war der vereinbarte Treffpunkt am Schottentor. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnten diverse Vorbereitungen von den zahlreichen unterschiedlichen Organisationen, welche dieser Veranstaltung beiwohnten, beobachtet werden. Rund 130.000 Personen sollten es schließlich werden (Zahlenangabe lt. Facebook Seite der Veranstaltungsleitung), die an diesem Tag ein klares Statement gegen Benachteiligung und Diskriminierung von Schwulen und Lesben, auf sehr vielfältige und auch äußerst kreative Weise setzten. Offenbar hatten sich viele teilnehmende Personen im Vorfeld enorme Mühe gemacht, in den Farben des Regenbogens gehaltene Kleidungsstücke zu kreieren, um damit ihre Solidarität mit von Ungleichheit und auch von Gewalt betroffenen Menschen, zum Ausdruck zu bringen.

Der Veranstaltungsleitung soll übrigens für die regelmäßige Bereitstellung von Getränken entlang des Rings die Organisationsnote 1 (= Sehr gut, gemäß Schulnotensystem) verliehen werden. Da sich, rein allgemein betrachtet, so ziemlich immer und überall etwas verbessern läßt, wäre, so zumindest die bescheidene Anregung des Verfassers dieser Zeilen, die verstärkte Bereitstellung von WC-Anlagen entlang des Rings die sprichwörtliche Krönung des sogenannten Punktes auf dem „I“.

Doch nun wieder zurück zum Fußball, bzw. zur Initiative Fußballfans gegen Homophobie. Gerade dem Fußballsport, inklusive seiner Begleiterscheinungen wird, global betrachtet, immer wieder nachgesagt, alles und jeden außerhalb seiner persönlichen Welt mit Verachtung zu strafen bzw. aktiv zu vertreiben. Möglicherweise mag das jetzt hart formuliert sein oder aber relativierbar sein. Nur habe ich ein Interview mit einem deutschen Bundesliga Kicker (aus irgendeinem Fußballfachmagazin) im Hinterkopf, welcher wörtlich meinte: Wer sich outet, kann seine Karriere vergessen und zieht am Besten gleich woanders hin. Dieser Umstand erscheint, abgesehen von der dahinter steckenden Brutalität, insofern unlogisch, da sich jedes einzelne Individuum auf diesem Planeten, immer und überall auf einem absoluten und kleinen Feld der persönlichen Präferenz wie auch Freiheit befindet. Wir alle würden uns schwerstens aufregen, ob der Tatsache Fußballfans zu sein, den Job zu verlieren oder aber aus dem sonstigen bisherigen Umfeld verjagt zu werden. Und für uns alle wäre an dieser Stelle mit Sicherheit auch nichts relativierbar.

Dahingehend ist die Initiative Fußballfans gegen Homophobie nicht nur begrüßenswert, sondern viel mehr noch, von sehr wichtiger Bedeutung, da diese ein Tabuthema im Fußballsport aufgreift und Unrecht zum Thema macht. Kurz vor Beginn des Regenbogenparade, stellte sich David, ein Mitarbeiter von FFGH (Fußballfans gegen Homophobie) zur Parade, einem Mitarbeiter der On Tour Redaktion dankenswerterweise für ein kurzes Interview zur Verfügung.

km1316: Hallo David, Du bist ein Mitarbeiter von Fußballfans gegen Homophobie Österreich, im Rahmen der Regenbogenparade. Was sind Deine Beweggründe zur Mitarbeit hierfür und wieviel Zeit nahmen die Vorbereitungen in Anspruch?

David: Also, zwei Punkte, das sind ja gleich zwei Fragen….

km1316: Na ja, doppelt hält eben besser…

David: (lacht) Doppelt hält besser, das ist richtig. Meine Beweggründe sind sehr einfach. Ich habe einen sehr großen schwulen Freundeskreis und bin Fußballfan. Es wäre heuchlerisch, wenn ich mich da nicht engagieren würde. Es wäre einfach verlogen, mir selbst gegenüber und meinen Freunden gegenüber, wenn ich mich bei solch einer Aktion nicht engagieren würde. Das sind meine grundsätzlichen Beweggründe. Die Vorbereitungszeit war insgesamt rund 5 bis 6 Wochen. Der Aufwand war allerdings nicht allzu enorm, da wir mit der Organisation schon früh begonnen hatten. Weniger Aufwand als man glaubt, allerdings ist man trotzdem bis zu einem gewissen Grad immer dabei.

km1316: Vor meinem heutigen Erscheinen hier, ging ich durch den ersten Bezirk. Da habe ich unter anderem mitbekommen, dass heute ein Aufmarsch „der Christen“ zum „Thema Jesus“ geplant ist. (Anmerkung der Redaktion: Besagte Kundgebung war als Gegenveranstaltung zur Regenbogenparade gedacht bzw. angemeldet) Ich frage mich persönlich, wie es in heutigen Zeiten Leute geben kann, die etwas dagegen haben, Mitmenschen ganz einfach ihr Leben gestalten zu lassen. Ist dies, provokant gefragt, eine Sache der Intelligenz? Ist das ein Mangel der geistigen Kräfte unserer Gesellschaft?

David: Ich glaube, das sich eine große Gruppe zueinander sehr zugehörig fühlt. Es ist nicht der Einzelne an sich. Einzelmenschen an sich haben grundsätzlich Kontakt mit Leuten aus dem LGBTIQ Bereich und haben absolut keine Aversionen gegenüber diesen. Ich glaube aber sehr wohl, dass es auch aus irgendeinem Grund heraus einen Konsens gibt, das es viel wichtiger ist, dass Mann Frau liebt, als das man seine persönliche Freiheit nutzt und ganz einfach dies macht, was man möchte. Und wenn ein Mann einen Mann küssen will, bitte gerne. Und wenn eine Frau eine Frau küssen möchte, bitte gerne. Ich verstehe es persönlich auch nicht ganz. Ich kann es mir nur mit Ignoranz der Gruppe erklären.

km1316: Zu meiner letzte Frage, Stichwort Fußball. Der Fußballsport, genauer gesagt die Fußball(fan)szene ist bekannt dafür ständig besoffen zu sein, in ungute Auseinandersetzungen verwickelt zu sein, aber auch schwulen- bzw. lesbenfeindlich zu sein. Inwieweit habt ihr damit schon negative Erfahrungen gemacht?

David: Also, die Klassiker sind Sprechchöre, zuletzt beim „Österreich vs. Deutschland“ Spiel, wie schwuler, schwuler DFB. Das sind absolute Peinlichkeiten, das passiert aus einer kognitiven Minderleistung heraus, da denken die Leute einfach nicht nach. Da schreien die Leute einfach mit, weil dies die große Gruppe schreit. Das ist ein dynamischer Prozess, der für mich jedoch nicht wirklich durchschaubar ist.

km1316: Herzlichen Dank für das Gespräch und auch weiterhin viel Erfolg und alles Gute bei euren nächsten Aktionen.

-km1316-

P.S.: Ein paar visuelle Eindrücke von der Regenbogenparade sind hier zu finden:

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