Rundgang Widerstand und Verfolgung in Hernals

Im Rahmen der FARE Aktionswoche 2019 thematisierten wir als Freund_innen der Friedhofstribüne Antisemitismus in und um den Wiener Sportclub. Im Rahmen dessen gab es auch einen Rundgang zu Widerstand und Verfolgung in Hernals. Leider können wir diesen Rundgang vorerst nicht wiederholen aber dafür hier exemplarisch Ort aufzeigen die für das durch die Nazis verschwundene und vernichtete jüdische Leben in Hernals stehen:
Die trockenen Zahlen: 1934 (letzte Volkszählung vor dem „Anschluss“ an das deutsche Reich) lebten in Ottakring 4.112 Menschen jüdischen Glaubens, in Hernals 3.020. 1941 wohnten in Hernals noch 626 Jüd*innen. 1946 waren es in beiden Bezirken jeweils nur mehr 75 Menschen jüdischen Glaubens. 2001 ergab die Volkszählung 112 Menschen jüdischen Glaubens in Ottakring, 72 in Hernals.
Thelemangasse 4: In der Thelemangasse 4 war das Bethaus Gemilath Chesed, eines von drei Bethäusern in Ottakring und Hernals. Es wurde 1938 im Rahmen der Novemberpogrome zerstört.
Hernalser Hauptstraße 56: Arisierung der Apotheke zum heiligen Bartholomäus. In Hernals wurden von den Nazis zahlreiche Betriebe von den Nazis „arisiert“. „Arisierungen“ waren ein zentraler Bestandteil der Verfolgung und Vernichtung jüdischer Menschen. In Hernals wurden dutzende Betriebe, Kinos, Autos etc. von Nazis beschlagnahmt und „arisiert“.
Diese Adresse ist ein Beispiel von vielen aus dem Bezirk. Die Eigentümerin Olga Zavaros wurde 1941 in den 1. Bezirk zwangsübersiedelt und 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Hernalser Hauptstraße 124: Hier hatte Oskar Kreisky, ein jüdischer Onkel des späteren österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky ein Anwaltsbüro. Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung. 1942 nach Theresienstadt deportiert, 1944 in Auschwitz verstorben. Einer von 21 Mitgliedern der Familie Kreisky die in der Shoah ermordet wurden.
Rosensteingasse 73: Hier lebte der jüdische Wanderhändler Adolf Vogel in ärmlichen Verhältnissen zusammen mit seiner Frau Hermine Vogel und seiner arbeitslosen Tochter Irene Vogel (sie war als Näherin ausgebildet). Sie alle wurden am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert und dort ermordet.
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